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WAS ICH NOCH ZU SAGEN HÄTTE...

HIer noch ein paar interessante Zusatzgeschichten über Franz Heim und seine Zeit.



1896 Ludwigshafen wird automobil


Das erste Auto in Ludwigshafen und der Pfalz war der Benz "Comfortable" von Julius Waldkirch (im Bild mit Sohn Ernst am Steuer). Die erste Tour durch den Pfälzerwald ging von Ludwigshafen über Johanniskreuz nach Zweibrücken. Die modernen Vorderräder mit Luftreifen mussten von Hand aufgepumpt werden und konnten auf den schlechten Straßen schon mal platzen. Ein Ersatzreifen war daher ein Muss, genauso wie eine Kanne Benzin, falls man es nicht zur nächsten Apotheke schaffen sollte.



1896 Der Lehrbub


1896 fing Franz Heim bei der „Rheinischen Gasmotorenfabrik Benz & Co“ als zweiter Lehrling an. Benz befand sich damals in der Neckarstadt, Waldhofstraße 34, auf dem Gelände der heutigen MWM/Catapillar. Damals waren 250 Arbeiter beschäftigt mit dem Bau von Gasmotoren, Automobilen und Bussen. Erst 1908 erfolgte der Umzug nach Mannheim- Waldhof/ Luzenberg.
Aus der „Abteilung stationärer Gasmotorenbau“ in der Neckarstadt entwickelt sich übigens die MWM.
Mehr Informationen darüber gibt es hier




1908 ARTISTES ENTRE EUX

07.07.1908 GRAND PRIX DE ´L A.C.F. DIEPPE


Ein geschickter Retoucheur hat für das französische Journal "la Vie au Grand Air" aus einem unscharfen Rennbild von Hanriot und Heim ein richtiges Kunstwerk geschaffen, das jetzt nach 110 Jahren wieder in altem Glanz erstrahlt dank Computer und Co.

Das Gesicht von Hanriot ist mit einer Rennmaske verdeckt, Heim war gerade ohne Brille und Maske .




1908 DAS BENZ TEAM PUZZLE
11.1908  AMERICAN GRAND PRIZE


Der Motorsport-Autor Robert Dick konnte das BENZ- Racing Team auf dem Foto identifizieren
Fahrer/Beifahrer: • Rene Hanriot / Franz Heim • Fritz Erle/ Franz Müller • Victor Hémery / Anton Gilli

Irgendwo auf dem Bild sind sicher auch die Mechaniker Karl Schweikert, Carl Neumaier und Ernst Stöcker aus Mannheim. Außer Hanriot kamen übrigens alle mit dem Dampfer "Kaiserin Augusta Victoria" nach Amerika,

"paid by BENZ & CIE"



1908 GEISTERWAGEN

26.11.1908 GRAND PRIZE OF AMERIKA

 

Schlagzeile der Savannah Morning News vom 27. November :  "Bewußtloser Mann fährt einen BENZ Wagen".

Angeblich wurde Fritz Erle bewusstlos, als ihn ein aufgeschleuderter Reifenfetzen am Kopf traf. Der Wagen wäre dann führerlos weitergefahren und schließlich in einem Graben gelandet.

Die Geschichte klingt seltsam, schließlich gab es ja noch einen Beifahrer. Die Bilder zeigen etwas anderes.

Der Wagen ist auf gerader Strecke bei hoher Geschwindigkeit abrupt nach rechts ausgebrochen, hat sich dabei überschlagen und ist entgegen der Fahrtrichtung liegen geblieben. Auslöser war wohl der geplatzte Reifen vorne rechts, die Holzfelge wurde dabei zerstört. Erle und sein Beifahrer Müller hatten großes Glück, rechtzeitig herausgeschleudert zu werden, 25 Meter weit laut  "La Vie".
Der Reifenfetzen mit Stahlnieten hatte Erles Nase und Kiefer gebrochen, aber
nach ein paar Wochen im Savannah Hospital konnte er wieder nach Mannheim aufbrechen.



1909 Racer "PRINZ HEINRICH"

05.04.1909 MEETING DE MONACO


Zu Heims kurzer Karriere als Rennbootfahrer gibt es neue Fakten: 
Die „Rheinische Motorboot und Yachtwerft Co “ hatte ihre Konstruktion "Prinz Heinrich" zur weltweit führenden Rennbootveranstaltung in Monaco angemeldet, bei der regelmäßig neue Rekorde zu Wasser aufgestellt wurden.
Das Boot war benannt nach dem motorsportbegeisterten Bruder des Deutschen Kaisers.
Ingenieur Wolf von der «M.Y.C.» hatte ein schönes Boot konstruiert, das aber laut der Fachpresse nicht wirklich seetauglich war.
Die beiden 120 PS BENZ Grand-Prix-Motoren. „hätten es verdient, in ein anderes Boot eingebaut zu werden“, so das Urteil.
Auch in diesem Jahr war wieder viel Prominenz unter den Zuschauern, u.a. die Herzogin von Sachsen-Meiningen, Schwester des deutschen Kaisers.

Wolff war gleichzeitig Steuermann, Franz Heim war als Mechaniker mit an Bord um die beiden Grand-Prix Motoren bei Laune zu halten, was sicher nicht so einfach war.

Im schönsten Wetter, auf spiegelglatter See, verließ die Prinz Heinrich den Hafen zum Training. Aber auf halben Weg zur Rennstrecke (" Polygon")  brach der Kiel, das Boot tauchte bugseits unter, lief voll Wasser und sank binnen Minuten. Offenbar waren Bleigewichte verrutscht, die das Boot eigentlich stabilisieren sollten.

Sofort waren zwei Dienstboote und ein Kohledampfschlepper zur Stelle, um die Besatzung aufzufischen.

Die Presse kommentierte: „Die Bucht von Monaco möchte sich offensichtlich eine Motorensammlung zulegen. Zu den PANHARD- und FIAT-Motoren, die in einer Tiefe von etwa hundert Metern auf dem Meeresgrund schlummern, gesellten sich gestern 2 weitere von BENZ hinzu“.

Hauptkonkurrent war übrigens ein Boot vom reichsten Mann Englands, Duke of Westminster Hugh Grosvenor, heute bekannt wegen seiner Affäre mit Coco Chanel. Der hatte sich ein glänzendes Mahagoni-Bootsmonster mit 800 PS bauen lassen, das einen neuen Rekord aufstellte.

Nicht unerwähnt blieben sollte auch die „Liselotte“, das andere deutsche Rennboot. Es gewann in seiner Klasse und war mit einem 1908 Grand Prix Motor von Daimler ausgestattet.

Prinz Heinrich soll die Nachricht über das gesunkene Schiff ziemlich verstimmt aufgenommen haben und angeblich musste Wolff erst einmal untertauchen, dieses Mal ohne Wasser.

Unten Wolff und Franz Heim im Abgas-Nebel der PRINZ HEINRICH. Das war gar nicht so ungefährlich. Bei der Kieler Motorbootwoche 1907 war die ganze Besatzung dadurch ohnmächtig geworden.

Rechts ein Eindruck, wie die beiden BENZ Motoren möglicherweise angeordnet waren (Bild von Lorraine- Dietrich).



1910 Ein Wagen, zwei Unfälle

01.10.1910 VANDERBILT CUP, LONG ISLAND, NEW YORK


Die "Benz Auto Import" meldet sich 1910 für 3 große amerikanischen Rennen an, die im Abstand von wenigen Wochen geplant sind: Vanderbilt Cup, Fairmount Park und Grand Prize.
Heim ist für die Vorbereitungen der BENZ Wagen in allen Rennen verantwortlich.

Schon bei den Tests zum ersten Rennen wird sein ganzes Können auf die Probe gestellt, als sich George Robertson, einer der besten Piloten, am 23 September bei einem Unfall schwer verletzt und der „Prinz Heinrich“ Rennwagen durch den Überschlag stark beschädigt wird. Wann man die Unfallbilder sieht, mag man kaum glauben, dass es Heim mit seinen Mechanikern schafft, innerhalb einer Woche alles zu reparieren.

Heim springt als Fahrer für Robertson ein, Beifahrer wird Frank Miller. In seinem ersten „echten“ Rennen behauptet sich Heim gut im Mittelfeld, bis in der 6. Runde ein aufgeschleuderter Stein seine Benzinleitung durchlöchert. Ehe er sich versieht, steht alles im Flammen. Er kann den Wagen rechtzeitig zum Stehen bringen, aber der Schaden ist zu groß, um das Rennen fortsetzen zu können. Unten eine Fotomontage dazu.



1910 EIN TAG ZUM VERGESSEN

08. 10. 1910 FAIRMOUNT PARK, PHILADELPHIA


Nur eine Woche nach dem "Vanderbilt-Cup" in Long Island/New York findet das Fairmount Park Rennen in Philadelphia statt. Vor 600.000 Zuschauern läuft beim BENZ Werksteam wirklich alles schief. Bergdoll verliert den Tankdeckel in der ersten Runde und der Benzinduck fällt ab. Hearnes Zündung versagt und Haupt muss wegen Schaltungsproblemen aufgeben. Auch der privat gemeldete Grand Prix Benz von Erwin Bergdoll fällt mit Problemen an der Ölzufuhr aus.

Das Werksteam sind (Fahrer/Beifahrer/Startnr.): Willie Haupt/ H.W Fehyl (#17); Eddie Hearne/Radley (#26); Charles Bergdoll/Eugene Strecker (#30)

Ein rabenschwarzer Tag für BENZ, der wenig später mit dem Doppelsieg beim Grand Prize der USA wieder wett gemacht werden konnte.




1912 GROULARDS GRAND PRIX MOTOREN


1911 macht sich Heim selbständig und eröffnet eine Hinterhof-Werkstatt in der Neckarstadt, Käfertalerstr. 7.  Durch seine vielen Renneinsätzer war er allerdings wohl nicht häufig zu Hause. So bekommt er das Angebot von der französischen Traditionsfirma LORRAINE DIETRICH, als Chefmechaniker den Aufbau von 4 Grand Prix in Argenteuil bei Paris zu leiten. Und das Beste: Er ist als Grand Prix Fahrer vorgesehen.

Was war geschehen ?  LORAINE DIETRICH stand vor großen Entscheidungen. Die Entwicklungspartner hatten hingeworfen und der Vorstand mit dem belgischen Geschäftsführer Nicaise suchte händeringend nach einem neuen Chefkonstrukteur.

Im April 1911 fiel die Wahl auf den Belgier Louis de Groulart, der von BENZ wechselte. Dort hatte er u.a. den erfolgreichen Grand Prix Motor entwickelt, mit dem noch wenige Monate vor seinem Wechsel zu LORRAINE-DIETRICH ein Doppelsieg beim amerikanischen Grand Prix errungen wurde.

Groulart soll als Leiter des Konstruktionsbüros ein neues Spitzen-Serienmodell mit neuem Motor entwickeln.



Die Lorraine Dietrich Rennwagen waren MItte 1911 für den GrandPrix nicht nicht zugelassen worden. Man musste wieder von vorn anfangen und so bekam Groulart zusätzlich die Aufgabe, binnen weniger Monate einen neuen Grand Prix Wagen nebst Motor zu entwickeln. Es verwundert daher nicht, dass er "seinen" erfolgreichen Grand Prix BENZ quasi kopiert und der Motor seiner eigenen BENZ Schöpfung zum Verwechseln ähnlich ist.



Als Rennleiter wird Hémery benannt. Er war nicht nur BENZ Rennfahrer und Groularts Freund, sondern hatte im Juli auch den französischen Grand Prix gewonnen (auf FIAT) .
Hémery bringt das alte BENZ Team wieder zusammen, seinen méchanicien Franz Heim hatte er natürlich nicht vergessen .Er kann auch Hanriot verpflichten, der mittlerweile eine Flugzeugfirma hatte. Ergänzt wird das Team um Paul Bablot, der gerade den französischen „Grand Prix des Voitures Légères“ gewonnen hatte.



in Argenteuil bei Paris, dem Sitz der Autoproduktion von Lorraine Dietrich, erfolgt die Konstruktion und Herstellung der Komponenten für die Prototypen. In der Kürze der Zeit eine echte Herausforderung.
Nach der Rückkehr von Hemery und Heim vom Grand Prix der USA  beginnt die heiße Phase der Grand Prix Vorbereitungen.
Heim hat nur wenige Monate Zeit für Aufbau und Setup der 4 Grand Prix Wagen.

Mitte Mai werden die Wagen präsentiert, schon 2 Wochen später gewinnt Hémery damit beim "Meeting von Le Mans".  Man hat große Erwartungen, als das Team Anfang Juli in die Champagne fährt zu Tests für den Grand Prix.

Übrigens war Hanriots Flugzeugfirma fast zeitgleich beim Grand Prix für Flugzeuge vertreten, in Frankreich damals fast populärer als Autorennen.


1922 Eine Reise nach Italien

10.09.1922  Grand Prix von Italien; Eröffnungsrennen in Monza


„Endlich nimmt die deutsche Industrie wieder teil. Deutschland wird von HEIM repräsentiert, einer Firma aus Mannheim“ so die Presse damals.

Aber nach den vielen Absagen ist man sich nicht mehr sicher

(6.9.22) „Die Mannschaft der deutschen Marke Heim, die sich auf eigener Achse von Mannheim nach Italien aufgemacht hat, wird heute erwartet.“
(7.9.22) „Ich erfahre gerade, dass die deutschen Autos von Heim heute morgen die Grenze passiert haben und am Start sein werden.“
Irgend etwas ging da schief, die andern Teilnehmer waren schon längst im Training.
Man kann nur spekulieren, einen Hinweis könnte der Vorfall bei Austro-Daimler geben:
„Schon auf dem Hinweg gab es Schwierigkeiten. Wir fahren aus Ersparnisgründen wieder mal per Achse. Da es für Rennmotoren damals noch keine Magnetzündung gibt, müssen wir Batteriezündung fahren. Das mag für Rennen reichen. Aber nicht für eine Alpenfahrt. Kein Wunder, dass ich unterwegs mit leergelaufener Batterie liegenbleibe und kostbare Zeit verliere.“

Im Bild: ein HEIM Rennwagen nach der Ankunft in Monza mit Hupe, Länderkennzeichen und Nummernschild.


Die HEIMs hatten durch die Verspätung nur 2 Tage für Vorbereitung und Tests.
Am Tag vor dem Rennen schleudert  der gebürtige Heidelberger Fritz Kuhn mit seinem Austro Daimler aus einer engen Kurve und überschlägt sich. Er überlebt den Unfall nicht, sein Beifahrer Fiedler kommt mit schweren Verletzungen davon. HEIM bekommt in dem Zusammenhang Applaus, leider beschreibt die "ILLUSTRAZIONE" nicht, was genau geschehen war.

Im Bild: die Badische Automobilfabrik Mannheim mit Franz Heim auf der pole position im Eröffnungsrennen von Monza.



1922 KNOCK ON WOOD

1922-24 Schütte Lanz Kleinautomobilbau GmbH Berlin Zeesen


Das Geheimnis um den Schütte Lanz 4/14 ist gelüftet dank Thomas Ulrich, der den entscheidenden Hinweis in einer schwedischen Zeitung fand. Die schwedische Velocitas GmbH mit Sitz in Stockholm ließ bei der Berliner Tochter des Mannheimer Unternehmens den ”Velox” fertigen in den Jahren 1922-24. Ziel war ein billiges, aber im Verhältnis zum Preis ein gutes Auto zu bauen. Der Wagen ist extrem leicht, nicht zuletzt wegen der Holz-Karosserie. Das war wohl auch ein Hauptgrund, warum Schütte Lanz den Auftrag bekam. Schließlich hatte die Firma großes know-how in der Holzverarbeitung durch die ehemalige Luftschiffproduktion.

Und jetzt kam der Auftrag gerade recht, da mit dem Versailler Vertrag nach dem 1. Weltkrieg keine Luftschiffe oder Militärflugzeuge mehr gebaut werden durften.

Im Bild: ein Kinderspiel- der SL 4/14 auf dem Werkshof, links ist das Holzlager zu erkennen.



1924 THE HEIM MYSTERY PHOTO


Dieser HEIM 8/40 steht wohl auf dem Firmenhof in der Lindenhofstraße/ Mannheim -LIndenhof.
Vielleicht weiß jemand mehr darüber?

 

1925 Heim-Industriewagen


1925 brachte das Unternehmen einen sogenannten Industrie-Wagen auf den Markt. Bei diesem, äußerlich nicht vom 8/40-PS-Pkw zu unterscheidenden Wagen, waren der Fond am Boden und an den Seitenwänden mit Zinkblech ausgeschlagen. 0,5 t Nutzlast konnten befördert werden. Der Clou war jedoch eine noch heute gebräuchliche Form der Umwandlung des Kombi in einen Pkw: Durch zwei Handgriffe war der Industriewagen in einen Personenwagen umgewandelt, an dem der hintere Deckel als gepolsterte Rückenlehne und der vordere Deckel als gepolsterter Sitz aufgeklappt wurde.

 

 

 

 




 

 

© Dietrich Conrad 2020
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